SoundInsightN°10
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Höher für länger – die Zinswende wird vertagt
Im Ausblick der Federal Reserve gewinnt die Prognose einer "sanften Landung" der Wirtschaft an Bedeutung. Jedoch betrachtete der Vorsitzende Jerome Powell dies nicht als das wahrscheinlichste Szenario.
Die US-Wirtschaft scheint trotz zahlreicher Herausforderungen weiterhin widerstandsfähig zu sein. Bisher haben sowohl die erheblichen Zinserhöhungen als auch der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank sowie die Pattsituation beim Schuldenlimit der US-Regierung kaum Spuren im Wirtschaftswachstum hinterlassen.
Tatsächlich zeigen sich die Beamten der Fed nun zunehmend zuversichtlich, die Inflation eindämmen zu können, ohne eine Rezession oder einen Anstieg der Arbeitslosigkeit zu provozieren. Aus unserer Sicht erscheint diese Entwicklung doch etwas zu trendfolgend, da die Prognosen vor nur drei Monaten noch deutlich vorsichtiger ausfielen. In ihrem vierteljährlichen Ausblick hat die Federal Reserve entsprechend die Wachstumsaussichten für 2024 von 1.1% auf 1.5% angehoben, die erwartete Arbeitslosenquote für 2024 von 4.5% auf 4.1% gesenkt und dabei die Inflationserwartung unverändert bei 2.5% belassen. Trotz höherer Zinsen erwarten die Währungshüter ein besseres Wirtschaftswachstum und eine nahezu gleiche Beschäftigungsquote. Ein widersprüchliches Szenario, insbesondere vor dem Hintergrund von Erfahrungswerten und einer erheblich höheren Verschuldung.
Die verbesserten Prognosen spiegeln sich auch in den Aussagen der Pressekonferenz wider, die nun "höhere Zinsen für einen längeren Zeitraum" signalisieren. Der "Dot-Plot", der die Zinserwartungen der Komiteemitglieder widerspiegelt, zeigt für 2024 ein Zinsniveau von 5.1%, was einer Erhöhung um 0.5% entspricht. Entgegen den Märkten gehen daher die Entscheidungsträger von einer weiteren Zinserhöhung in diesem Jahr aus, die den Leitzins auf 5.75% ansteigen lassen würde. Obwohl genau dieses Szenario in den jüngsten Wirtschaftsprognosen der Ökonomen skizziert wird, äußerte Jerome Powell auf eine Journalistenfrage klar seinen Vorbehalt. Er ließ sich nicht auf die Aussage heraus, dass er eine "sanfte Landung" für die US-Wirtschaft erwartet.
Es scheint, als hätten die Währungshüter wenige Alternativen zur konsequenten Beibehaltung hoher Zinsen, um keine weitere Inflationswelle durch vorzeitiges Einknicken auszulösen. Daher dürften die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen der höheren Zinsen mit zeitlicher Verzögerung vermutlich stärker ins Gewicht fallen.
Die neuste Anpassung der Prognosen hat die Marktteilnehmer negativ überrascht. Der Zeitpunkt für die erwartete Zinswende wurde erneut in die Zukunft verschoben. Besonders auffällig war die Änderung in Bezug auf das erwartete Zinsniveau. Noch vor sechs Monaten hatte der Markt erwartet, dass die Zinsen Ende 2024 bei 3% liegen würden. Nach dem letzten Fed-Meeting wird nun erwartet, dass die Zinsen erst Mitte 2024 sinken, aber voraussichtlich nicht unter 4% fallen werden. Sowohl Anleihen- als auch Aktienmärkte reagierten negativ auf die restriktiven geldpolitischen Aussichten.
Wir sehen das Zinsniveau weiterhin als attraktiv an, insbesondere da einige Zentralbanken, einschließlich der Schweizerischen Nationalbank, den Zinszyklus größtenteils abgeschlossen sehen. In Bezug auf die Ausfallwahrscheinlichkeiten bleiben wir vorsichtig. Im Aktienbereich mahnen abnehmende Frühindikatoren und die niedrigen Risikoprämien weiterhin zu einer Untergewichtung. Aufgrund hoher relativer Bewertungsunterschiede beurteilen wir den Energiesektor als attraktiv an, sowohl aufgrund fundamentaler Daten als auch struktureller Einflussfaktoren. Im Bereich alternativer Anlagen zeigt sich Gold trotz höherer Zinsen und eines stärkeren US-Dollars bemerkenswert stabil. Eine Gold-Allokation bietet in der aktuellen Marktsituation eine gute Möglichkeit zur Diversifikation.
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Datenquelle: Bloomberg, BofA ML Research