SoundInsightN°7

01
Erholung an den globalen Aktienmärkten
02
Die Zentralbanken erhöhen die Zinsen weiter
03
Das Lohnwachstum hält die Kerninflation hoch
04
Aktien bleiben untergewichtet

Bonds

Übersicht
Zinsniveau
Risikoaufschläge
-1
Nicht attraktivAttraktiv

Equities

Übersicht
Risikoprämie
Frühindikatoren
Risikoindex
Nicht attraktivAttraktiv
Veröffentlicht am 30.6.2023 von Christian Luchsinger

Fokus auf den Arbeitsmarkt

Trotz rückläufiger Inflationszahlen bleiben die Zentralbanken hartnäckig und erhöhen weiter die Zinsen. Dabei richten sie ihr Augenmerk zunehmend auf den Arbeitsmarkt.

Die Meinungen unter den professionellen Investoren waren zum Ende des letzten Jahres eindeutig: Die stark angestiegenen Zinsen werden nach und nach ihre Spuren in der Wirtschaft hinterlassen und eine Rezession auslösen. Entsprechend defensiv war die generelle Ausrichtung der Anleger. Zum Jahresstart zeigten die globalen Aktienmärkte jedoch eine starke Erholung. Selbst die Unruhen im Finanzsystem, mit dem Kollaps von drei US-Regionalbanken und der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS, führten nur vorübergehend zu Kursverlusten. Vor allem die großen US-Technologiewerte profitierten, da die Überzeugung reifte, dass diese Unternehmen am stärksten von der wachsenden Bedeutung künstlicher Intelligenz profitieren werden. Die Aktienerholung entwickelte sich mehr und mehr zu einer Herausforderung für viele defensiv positionierte Anleger. Infolgedessen war eine Kursänderung bei einigen Investoren zu beobachten. Ein Rückgang der Bargeldbestände seit Jahresbeginn zeigt, dass sich das Sentiment unter den Anlegern verbessert hat. Unterstützend dürfte sich auch der Rückgang der Inflation ausgewirkt haben. So ist die Gesamtinflationsrate in den USA seit dem Höchststand im Juni 2022 von 9.1% auf 4% gefallen.

Die Zentralbanken teilen den Optimismus in Bezug auf den Erfolg der Inflationsbekämpfung nur bedingt. Die Federal Reserve verzichtete zwar im Juni zum ersten Mal seit über einem Jahr auf eine Erhöhung des Leitzinses, kündigte jedoch entgegen der Markterwartung zwei weitere Zinsschritte bis zum Jahresende an. Dabei legen die Zentralbanken ihr Augenmerk zunehmend auf den Arbeitsmarkt. Dieser präsentiert sich mit einer historisch niedrigen Arbeitslosenquote nach wie vor in solider Verfassung. Zudem weisen die vielen offenen Stellen weiterhin auf einen noch immer pandemiebedingten Mangel an Arbeitskräften hin. Dieser Umstand schürt bei den Zentralbanken die Sorge, dass das Lohnwachstum anhält und somit die Kerninflationsrate, welche die volatilen Preise für Nahrungsmittel und Energie ausschließt, hochhält. Die Kerninflation hatte ihren Höhepunkt in den USA im vergangenen September mit 6.6% erreicht, fiel seitdem aber nur leicht auf 5.3% und bleibt somit hartnäckig hoch. Der Arbeitsmarkt ist jedoch ein nachlaufender wirtschaftlicher Indikator, da das Einstellen und Entlassen von Personal viel Zeit benötigt. Durch den angespannten Arbeitsmarkt dürften Unternehmen im aktuellen Umfeld zudem auch zögern, sich von Personal zu trennen. Diese Situation birgt die Gefahr, dass sich die Zentralbanken durch den stabilen Arbeitsmarkt dazu gedrängt fühlen, die Zinsen weiter zu erhöhen und auf hohem Niveau zu belassen, um ihr Inflationsziel von 2% trotz einer sich abschwächenden Wirtschaft nicht zu gefährden. Diese wirtschaftliche Abkühlung manifestiert sich bereits durch die Einkaufsmanagerindizes des verarbeitenden Gewerbes, welche sich weiter abgeschwächt haben. Da ein Großteil der Zinsanstiege im zweiten Halbjahr letzten Jahres vorgenommen wurde, besteht zudem das Risiko, dass die bremsende Wirkung der Zinserhöhungen erst in den kommenden Monaten ihre volle Wirkung entfalten. Als mahnendes Beispiel dient aktuell Großbritannien. Die noch immer stark ansteigende Kerninflation im Land zwingt die Bank of England dazu, die Zinsen weiter drastisch zu erhöhen, obwohl die Zentralbank gleichzeitig mit einer starken Abschwächung der Wirtschaft rechnet und die gestiegenen Hypothekenzinsen die Haushalte zunehmend unter finanziellen Druck setzen.

Die globalen Aktienmärkte berücksichtigen die zuvor genannten Risiken nur teilweise. Die diesjährigen Kursgewinne an den Börsen von bis zu 13% stehen stagnierenden Unternehmensgewinnen gegenüber, was zu einer erhöhten Bewertung des Aktienmarktes geführt hat. Die aktuellen Bewertungen liegen nun deutlich über dem langjährigen Durchschnitt, was in der Vergangenheit nur in Phasen wirtschaftlicher Expansion und steigender Unternehmensgewinne nachhaltig war. Beide Bedingungen sind derzeit nicht erfüllt. Zudem konzentrieren sich die Renditebeiträge auf einige wenige Aktien aus dem Technologiesektor. Die tiefste Aktienvolatilität seit Beginn der Pandemie ist ein Hinweis darauf, dass die erwähnten Herausforderungen nur bedingt im Markt eingepreist sind.

Wir bleiben deshalb bei einer defensiven Positionierung, indem wir an einem leichten Untergewicht der Aktienquote festhalten. Dieses implementieren wir weiterhin mit einem Untergewicht in US-Aktien. Die von den Notenbanken kontrollierten Leitzinsen dürften sich ihren Höchstständen nähern, weshalb wir langlaufende Staatsanleihen und Unternehmensanleihen von hoher Qualität weiterhin favorisieren. Hochzinsanleihen haben sich über den letzten Monat weiter verteuert, weshalb wir diese meiden.

Appendix

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Datenquelle: Bloomberg, BofA ML Research