SoundInsightN°2

01
Langfristige Zinsen in den Hauptwährungen sinken
02
Inflationserwartungen fallen zum Jahresbeginn stark
03
Divergenz zwischen Märkten und Notenbanken bietet Konfliktpotenzial
04
Aktien bleiben untergewichtet

Anleihen

Übersicht
-1
Zinsniveau
Risikoaufschläge
Nicht attraktivAttraktiv

Aktien

Übersicht
Risikoprämie
Frühindikatoren
Risikoindex
Nicht attraktivAttraktiv
Veröffentlicht am 26.1.2023 von Christian Luchsinger

Schwindendes Vertrauen in die Notenbanken

Eine zunehmende Diskrepanz zwischen Markterwartungen und offiziellen Prognosen der Notenbank zeigt in den letzten Monaten einen Rückgang des Vertrauens in die Währungspolitiker.

Die offizielle Kommunikation der Federal Reserve an der Pressekonferenz vom Dezember 2022 war eindeutig: Die Zinsen werden auch im Jahr 2023 weiter steigen. Der sogenannte „Dot Plot“, welcher die Einschätzung des Komitees grafisch darstellt, prognostiziert per Ende dieses Jahres einen Leitzins von 5,125%. Kein einziges Mitglied geht von unveränderten oder sogar tieferen Zinsen im Verlauf des Jahres aus. Geht es nach dem Komitee, folgen in den kommenden 8 Sitzungen nochmals 3-4 Zinsschritte von jeweils 0,25%.

Die Erwartungen der Marktteilnehmer, welche sich aus den Derivatmärkten ableiten lassen, unterscheiden sich jedoch erheblich von den Prognosen der Federal Reserve. Zum Ende des Jahres werden im Vergleich zum aktuellen Niveau unveränderte Zinsen von 4,25% erwartet. Zwar werden zur Jahresmitte höhere Zinsen erwartet, danach aber bereits wieder Senkungen im gleichen Umfang. Dies birgt Spannungspotenzial. Der Markt widerspricht damit der Federal Reserve und glaubt nicht an die offizielle Kommunikation. Dies ist jedoch nicht überraschend, da die Währungshüter für Ende 2022 Zinsen von 0,75% in Aussicht gestellt hatten, was vom Markt damals noch übernommen wurde. Wie wir inzwischen wissen, stiegen die Zinsen hingegen um ein Vielfaches auf 4,25%.

Das Thema divergierender Zinserwartungen von Markt und Währungshütern ist nicht neu und wurde bereits in vergangenen Sound Invest-Ausgaben aufgegriffen. Notenbanken als Gefangene der Märkte waren zuletzt im Spätsommer 2019 zu beobachten. Auch damals war eine inverse US-Zinskurve ausschlaggebend für den Druck auf die Notenbanken. Aus Angst vor einer Rezession und starken Marktverwerfungen fügte sich damals die Notenbank den Märkten und senkte die Leitzinsen, um für Entspannung zu sorgen. Kurz darauf folgte die Pandemie, was diese doch bemerkenswerte Situation etwas in den Hintergrund drängte.

Die aktuelle Situation ist aber nur bedingt mit dem Jahr 2019 vergleichbar, da es damals keine Anzeichen von Inflation gab. Trotzdem gibt es Parallelen. Der Markt sieht die steigende Gefahr einer Rezession und erwartet trotz inflationärem Umfeld, dass die Währungshüter der Wirtschaft erneut zur Hilfe eilen dürften. Somit liegen im Jahr 2023 entweder die Notenbanken oder die Marktteilnehmer falsch. Welche Erwartungen sich bewahrheiten, hängt wahrscheinlich von dem weiteren Verlauf der Inflation ab.

Auch in Bezug auf die Inflation divergieren die Erwartungen. Die US-Notenbank sieht über das kommende Jahr eine Teuerung von 3,1%, während der Markt von 2,0% ausgeht. Auch wenn die Inflation rückläufig und weniger problematisch ausfällt, wird sie den weiteren Jahresverlauf der Märkte bestimmen. Ein Grund zur Vorsicht: Falls die Marktteilnehmer richtig liegen, ist die Inflation unter Kontrolle und tiefere Zinsen sind im Markt bereits eingepreist. Eine euphorische Reaktion auf eine Kursänderung der Fed ist daher unwahrscheinlich. Anders sieht es aus, wenn sich die Erwartung der Notenbank bewahrheitet: Werden die Zinsen 2023 stärker als erwartet steigen, könnte dies vorübergehend zu hoher Volatilität und Verwerfungen an den Märkten führen.

In Bezug auf die Inflation gilt unsere Aufmerksamkeit auch weiterhin der Lohnentwicklung. Renommierte Ökonomen haben bereits deutlich gemacht, dass der Schlüssel zur Bekämpfung von Inflation tiefere Löhne sind. Löhne sinken mit steigender Arbeitslosigkeit und steigende Arbeitslosigkeit ist das Resultat einer Rezession. Die effektive Inflationsbekämpfung ist entsprechend wohl nur über den Preis einer Rezession zu haben. Aus Sicht des Anlagekomitees ist das erhöhte Rezessionsrisiko noch nicht ausreichend in den Kapitalmärkten eingepreist. So wird für 2023 beispielsweise trotz sinkender Dynamik der Wirtschaft ein Wachstum der Unternehmensgewinne von 4% erwartet. Wir bleiben bei einem unveränderten taktischen Untergewicht von Aktien, in welchem wir Unternehmen mit sicheren Dividenden sowie Unternehmen aus dem Gesundheitssektor favorisieren. Bei Anleihen setzen wir auf hohe Qualität und Staatsanleihen, wobei wir aufgrund der besseren Realverzinsung im USD- und GBP-Markt eine höhere Gewichtung als im CHF- und EUR-Kapitalmarkt empfehlen.

Appendix

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