SoundInsightN°9

01
Renditen länger laufender Anleihen steigen
02
Inflationserwartung bleibt über Zielwert
03
Chinesischer Immobilienmarkt sorgt für Kopfschmerzen
04
Aktien im Gesundheitssektor bevorzugt

Bonds

Übersicht
Zinsniveau
Risikoaufschläge
Nicht attraktivAttraktiv

Equities

Übersicht
Risikoprämie
Frühindikatoren
Risikoindex
Nicht attraktivAttraktiv
Veröffentlicht am 28.8.2023 von Christian Luchsinger

Chinas Immobilienmarkt erneut im Fokus

Während die westliche Welt mit unerwartet positiven Unternehmens- und Wirtschaftsdaten brilliert, deutet sich an, dass der Wachstumsmotor China zunehmend ins Stocken gerät.

Bereits zum vierten Monat in Folge verzeichnen die langfristigen USD-Zinsen im August einen Anstieg zum Vormonat. Dies führt dazu, dass US-Staatsanleihen seit Jahresbeginn eine negative Rendite aufweisen. Die 10-jährigen US-Staatsanleihen erreichten mit 4.35% die höchste Rendite seit 2007. Eine Kombination aus positiven Unternehmensergebnissen und besser als erwarteten Wirtschaftsdaten haben die Wahrscheinlichkeit einer sanften wirtschaftlichen Landung der US-Wirtschaft erhöht. Andererseits lässt aber auch der Anstieg der langfristigen Inflationserwartungen darauf schließen, dass die Marktteilnehmer aufgrund der robusten Wirtschaftsentwicklung wohl zunehmend länger mit einer Inflation über dem Zielwert der Zentralbanken von 2% rechnen.

Die letzten Zinserhöhungen der Federal Reserve und der EZB um jeweils 0.25% kamen nicht überraschend, der Ausblick blieb jedoch restriktiv. Dennoch betrachten die Marktteilnehmer den Zinszyklus weitgehend als abgeschlossen. Nichtsdestotrotz spiegelt der Anstieg der langfristigen Zinsen auch wider, dass der Markt wohl vorzeitig von niedrigeren Zinsen im kommenden Jahr ausgegangen war. Diese Entwicklung zeigt sich im laufenden Jahr bereits seit geraumer Zeit. In der Folge werden nun weniger Zinssenkungen für das Jahr 2024 eingepreist.

Im Gegensatz zu den letzten beiden Monaten hinterlassen die Entwicklungen am Zinsmarkt nun auch am Aktienmarkt negative Spuren. Der Gesamtmarkt verzeichnet den schwächsten Monat seit September 2022. Obwohl die kürzlich veröffentlichten US-Wirtschaftsdaten im Bereich Gebrauchsgüter einen starken Anstieg zeigten, war dieser auf einmalige Effekte im Bereich Luftfahrzeuge zurückzuführen. Auch die Einzelhandelsumsätze überraschten positiv und der Arbeitsmarkt zeigt sich weiterhin sehr solid. Aufgrund der höheren Realzinsen sind die Risikoprämien für Aktien noch weiter gefallen und bleiben das Hauptargument für das limitierte zukünftige Renditepotenzial. Momentan bereitet jedoch der chinesische Aktienmarkt die größten Sorgen. Dieser entwickelt sich seit geraumer Zeit unterdurchschnittlich und die negativen Schlagzeilen reißen nicht ab. Auslöser ist erneut der Immobiliensektor der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft, der sich seit einiger Zeit in einer ernsthaften Krise befindet. Vor kurzem hat der hochverschuldete chinesische Immobilienkonzern China Evergrande in den USA Gläubigerschutz beantragt. Dies geschah aufgrund eines immensen Schuldenbergs, mit dem das Unternehmen zu kämpfen hat und infolgedessen seinen finanziellen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen kann. Laut der Rating-Agentur S&P sind in den vergangenen drei Jahren mehr als 50 chinesische Immobilienentwickler in Zahlungsverzug geraten oder haben ihre Verpflichtungen nicht erfüllen können. China Evergrande wird aufgrund von Verbindlichkeiten in Höhe von über 300 Milliarden USD als eines der am stärksten verschuldeten Immobilienunternehmen weltweit betrachtet. Die von staatlicher Seite bisher ergriffenen wirtschaftlichen Maßnahmen deuten darauf hin, dass die chinesische Regierung mit einem längeren Entschuldungsprozess rechnet und diesen auch bewusst in Kauf nimmt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass weitere Zahlungsausfälle folgen und die gesamte chinesische Wirtschaft darunter leidet. Obwohl das chinesische Bankensystem weitgehend von den internationalen Finanzmärkten isoliert ist, könnte die bereits ins Stocken geratene chinesische Wirtschaft dennoch negative globale Auswirkungen haben.

Ein völlig anderes Bild zeigt sich auf dem Immobilienmarkt der USA. Dieser überrascht seit Jahresbeginn trotz steigender Zinsen mit anhaltendem Preisanstieg und einer stabilen Nachfrage. Dennoch belasten die Zinsen zunehmend: Die höchsten Hypothekenzinsen seit über 20 Jahren stehen rekordhohen Immobilienpreisen gegenüber. Dadurch haben die Kosten für Hypothekenzahlungen im Rahmen von Immobilienkäufen den höchsten Anteil am Einkommen der Kreditnehmer seit den 1980er Jahren erreicht. Es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis eine Korrektur auf dem US-Immobilienmarkt aufgrund der neuen Zinslandschaft eintritt.

Historisch betrachtet wurden solche Korrekturen von einer sich abschwächenden Wirtschaft begleitet. Daher halten wir an unserer strategischen Ausrichtung fest und nutzen die höheren Zinsen, um attraktive Renditen längerfristig anzubinden. Unser Fokus liegt dabei auf qualitativ hochwertigen Unternehmensanleihen und Staatsanleihen. Im Aktienbereich halten wir weiterhin an einer Untergewichtung fest. Der Gesundheitssektor wird hier aufgrund seiner defensiven Eigenschaften und soliden Wachstumsaussichten neuerdings als attraktiv betrachtet.

Appendix

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Datenquelle: Bloomberg, BofA ML Research